Mittwoch, 13. Juli 2011

"Die Mädels müssen große Opfer bringen, um dahinzukommen wo sie jetzt sind.“

Marion Estieu feiert den Sieg gegen England live im Stadion.
Foto: L.D.
Das Viertelfinale England gegen Frankreich war ein Kracher. Marion Estieu hatte das Glück in Leverkusen dabei zu sein. Sie berichtet vom Nervenkitzel, der erst im Elfmeterschießen endete.

Das Stadion war aussverkauft. Was für Fans waren denn da?

Es waren mehr französische Fans als englische. Natürlich waren auch viele Deutsche da. Am Anfang waren sie noch neutral. Aber die Engländerinnen zeigten wenig Spielkultur und hatten wenig schöne Aktionen. Die Deutschen haben dann größtenteils Frankreich unterstützt. Die Kinder, die mit den Spielerinnen ins Stadion eingelaufen waren, waren auch für unsere Mannschaft. Die Stimmung hat sich im Laufe des Spiels hochgesteigert. Beim französischen Ausgleichstreffer ist die Stimmung im Stadion explodiert. Als es dann Verlängerung gab haben die Fans die Engländerinnnen ausgepfiffen. Ihr Spiel war einfach nicht gut. Sogar englische Fans haben dann gepfiffen.

Woher kamen denn die ganzen französischen Fans?

In unserer Nähe waren Elsässer und Lothringer. Wir haben auch welche aus Paris gesehen. Zwei Freunde waren aus dem Tarn gekommen, wo ich geboren bin. Ich habe sie zufällig getroffen. Außerdem war die Unimannschaft der Fußballfrauen aus Toulouse da. Sie sind europäischer Meister. Vom französischen Fußballverband hatten sie umsonst Karten bekommen.

Was waren die schönsten Momente des Spiels?

Das Tor der Engländerinnen war ärgerlich. Frankreich dominierte, aber das Tor wollte nicht fallen. Die Mannschaft war nur fünf oder vielleicht zehn Minuten lang weniger präsent auf dem Platz. In den letzten 15 Minuten hat das Publikum Frankreich nochmal richtig angefeuert. Die Mannschaft hat da alles gegeben. Als dann das Tor fiel war bei den französischen Fans die Hölle los. Am Ende dann der verschossene Elfmeter: Riesenfreude... viel mehr als Freude … ein Segen.

Haben Sie bis zum Ausgleich noch an den Sieg geglaubt?


Gehofft ja, geglaubt … Manche haben nicht mehr daran geglaubt. Eine meiner Freundinnen hat sogar das Tor verpasst. Sie war rauchen weil sie dachte, das Spiel sei verloren. Ich persönlich wollte daran glauben.

Wie war die Stimmung in der Verlängerung?

Die Engländerinnen haben nicht mehr wirklich gespielt. In der Verlängerung gab es eigentlich nur einen Angriff der Engländerinnen. Die Hälfte der Zeit waren sie in ihrer eigenen Hälfte. Ich erinnere mich vor allem daran, dass sie uns sehr enttäuscht haben. Die Spannung wurde immer größer. Wir hofften auf ein Tor, das nie fiel. Die Fans unterstützten Frankreich. Das bei einem Frauenfußballspiel zu sehen ist überragend. Am Ende war die Freude bei uns französischen Fans riesig. Die deutschen im Stadion haben uns applaudiert.

Wie fühlt sich so ein Spiel an, wenn man selbst Fußballspielerin ist?


Ich bewundere die Spielerinnen. Vor ein paar Jahren konnten sie nicht von ihrem Sport leben. Und auch heute können das nur sehr wenige. Viele müssen sich entscheiden zwischen Job/Studium und Familienleben, Mutter sein zum Beispiel. Der Fußball leidet darunter. Die einen hören auf zu spielen, die anderen spielen auf tieferem Niveau weiter. Die Mädels müssen große Opfer bringen, um dahinzukommen wo sie jetzt sind.

Das Gespräch führte Lucie Dupin / Übersetzung: Till Neumann

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