Dienstag, 12. Juli 2011

Das WM-Aus: Wie viel Schuld trifft Silvia Neid?

Silvia Neid ist in die Kritk geraten. Der Vater von Birgit Prinz fordert ihren Rücktritt.
Foto: Frank / wikimedia commons
Beim Ausscheiden der deutschen Mannschaft war viel Pech im Spiel. Kulig verletzte sich früh, die Mannschaft hatte kein Fortune vor dem Tor und kassierte einen unglücklicher Gegentreffer. Doch auch Trainerin Silvia Neid machte keine gute Figur. Zwei Tage nach dem Spiel steht sie ordentlich in der Kritik.


Silvia Neid genießt den Ruf eine der besten Trainerinnen der Welt zu sein. Vielleicht sogar die beste. 2007 wurde sie Weltmeister, 2009 Europameister. Im vergangenen Jahr zeichnete die FIFA sie als Welttrainerin aus. Und 2011? Bei der WM im eigenen Land scheidet ihre Mannschaft im Viertelfinale gegen Japan aus. Ein Traum ist geplatzt. Die Trainerin gerät in die Kritik.

Das Drama begann in der 3. Minute. Schlüsselspielerin Kim Kulig geht nach einer Ecke der Japanerinnen zu Boden. Knie verdreht, Kreuzbandriss, Auswechslung. Viele rechneten mit einer Einwechslung von Lena Goeßling. Sie hätte Kulik auf der Sechserposition vor der Abwehr ersetzen können. Das hatte sie auch schon im zweiten Gruppenspiel gegen Frankreich gut gemacht. Aber Neid entschied anders. Sie schickte Außenverteidigerin Linda Bresonik ins Mittelfeld und brachte Bianca Schmidt ins Spiel. Offenbar bereute sie ihre Entscheidung aber schon bald. In der 65. Minute kam dann doch Goeßling, Bresonik musste vom Platz. Somit hatte sie auf einer Position zweimal gewechselt. Das bringt nicht nur Unruhe in die Mannschaft, es nimmt auch die Möglichkeit auf anderen Positionen zu tauschen. In einem Spiel, das in die Verlängerung geht, kann sowas fatal sein.

Und so kam es auch. Bereits in den letzten Minuten der regulären Spielzeit wirkten die deutschen platt und ideenlos. Das nötige Tor wollte einfach nicht fallen. Die dreimalige Weltfußballerin Birgit Prinz schien die optimale Lösung zu sein. Sie ist erfahren und hat schon oft ihren Torinstinkt bewiesen (120 Länderspieltore in 200 Spielen). Nach den beiden schwachen Spielen zu Beginn der WM und dem anschließenden Trubel um ihre Fitness, brannte sie auf Einsatzzeit. Das hatte sie vor dem Spiel auch kund getan.

Doch Silvia Neid hielt ihren Einsatz für keine gute Idee. In der 12. Minute der Nachspielzeit brachte sie die junge Stürmerin Alexandra Popp für Inka Grings. Sechs Minuten später viel das entscheidende Tor für Japan. Spätestens danach hätte die Mannschaft eine Spielerin wie Birgit Prinz gebraucht. Doch das Wechselkontingent war erschöpft. Mehr als drei Mal wechseln in einem Spiel ist verboten.
 Die restlichen zwölf Minuten waren vielleicht die schwersten in der Karriere der Birgit Prinz. Mit finsterer Miene saß sie auf der Auswechselbank. Hilflos musste sie zuschauen, wie ihre Karriere in der Nationalmannschaft ohne ihr Wirken zu Ende ging. Bereits vor der WM hatte sie angekündigt, nach dem Turnier aus der Nationalmannschaft zurückzutreten.

Nicht nur von Seiten der Fans, sondern auch im DFB selbst ist Silvia Neid nun in die Kritik geraten. «Letztlich muss sich auch Silvia Neid bestimmte Fragen gefallen lassen», sagte Rolf Hocke, Vizepräsident des Deutschen Fußball-Bundes und Leiter des Frankfurter WM-Büros in der Hessischen Niedersächsischen Allgemeinen. Dass das Turnier so schlecht gelaufen ist, ist für ihn nicht nur „ eine Enttäuschung“. Er findet es „sogar beängstigend.“ Der Vater von Birgit Prinz geht noch weiter. Er fordert den Rücktritt von Silvia Neid. Birgit Prinz distanziert sich aber davon. «Es ist nicht richtig, jetzt einer Person die Schuld zu geben», sagte sie in einer Mitteilung des DFB. «Es wäre nicht mein Stil, mich öffentlich so zu äußern und ich finde es inhaltlich auch falsch, die Dinge so undifferenziert darzustellen.»

Silvia Neids Vertrag wurde jedenfalls erst kürzlich bis 2016 verlängert. Ein Rücktritt der Erfolgstrainerin ist höchst unwahrscheinlich.

Von Till Neumann

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