Mittwoch, 29. Juni 2011

"Fantastisch, ein so volles Stadion!"


Von links nach rechts: Laetitia Hummel, Louise Gretzer, Marion Estieu und  Muriel Spitzer beim Spiel Nigeria-Frankreich am 26. Juni 2011 in Sinsheim. Foto : L.D.
Auf dem grünen Rasen jagen 22 Frauen beim ersten WM-Spiel dem Ball hinterher. Nigeria trifft in Sinsheim auf Frankreich. Ungefähr 50 Meter höher stehen tausende Fans in den Rängen der Rhein-Neckar-Arena. DF foot war an der Seite von vier enthusiastischen Französinnen.


Blau-weiß-rot sind die Farben der Fahnen, die über den Rängen der T-Tribüne des Sinsheimer Stadions geschwenkt werden. In dem gut gefüllten Fanblock der französischen Mannschaft sieht man davon viele. Eine davon schwenken vier französische Mädels. Sie tragen Trikots ihrer Mannschaft, ein breites Grinsen schmückt ihre Gesichter. Die vier spielen selbst Fußball in Vereinen im Elsass; in Vendenheim, Musau und Bischheim. Heute sind sie gemeinsam von Straßburg nach Sinsheim gefahren, um beim Spiel dabei zu sein.

Die Französinnen sind noch nicht ganz 30 Jahre alt, doch alle vier kicken schon seit über 20 Jahren. Anfangs spielten sie noch in Mannschaften die größtenteils aus Jungs bestanden. Gestört hat sie das nicht wirklich, nur manchmal gab es Momente des Zweifels. Laetitia Hummel zum Beispiel war einmal kurz davor, alles hinzuschmeißen. „Aber nach einem Fußballlehrgang in Holland war meine Entscheidung gefallen. Damals ist mir klar geworden, dass Fußball mein Ding ist“, erinnert sie sich.

Zurück in die Gegenwart: WM in Deutschland, Feierlaune in Sinsheim. Die vier Freundinnen sind überwältigt, das Stadion in Sinsheim ist fast ausverkauft, die Stimmung ist ausgelassen. Bei dem Enthusiasmus der vier könnte man meinen, sie hätten ihre Karten schon Wochen vorher gekauft. Irrtum. „Wir haben uns im letzten Moment entschieden. Die Karten gabs bei der Elsässischen Fußball-Liga“, sagt Muriel Spitzer.

Und das könnte nicht die letzte Last-Minute-Entscheidung gewesen sein. Laetitia Hummel plant „irgendwie wieder an Karten zu kommen, wenn Frankreich länger im Turnier bleibt.“ Marion Estieu denkt noch nicht ganz so weit. Sie freut sich vor allem auf das letzte Spiel der Gruppe A: Deutschland gegen Frankreich am 5. Juli in Mönchengladbach. Da das von Straßburg aus weiter weg ist, müsste sie aber einen Tag Urlaub nehmen, um das Spiel im Stadion zu sehen. „Hier in Sinsheim ist es was Anderes. Das ist für uns Straßburger das am nahesten gelegene Stadion. Fast alles Spielerinnen aus dem Elsass sind heute am Start.

Ihren Plan für die nächsten Spiele schmieden sie später weiter. Jetzt genießen sie das Spiel in der Rhein-Neckar-Arena. Fahne schwenken, jubeln, klatschen. Die Robustheit der Nigerianerinnen beeindruckt sie. „Denen möchte ich lieber nicht auf dem Platz gegenüberstehen“, sagt Laetitia Hummel. Das Spiel ist für die Französinnen deutlich schwieriger als bei der WM-Vorbereitung gegen Belgien, als sie 2:1 gewannen. Doch dann klappt es: 1:0 für Frankreich. Freudentaumel auf den Rängen. Die vier Elsässerinnen schwenken ihre Fahne. Wenn es so weitergeht, sehen wir die Mädels bestimmt noch in anderen Stadion.

Von Lucie Dupin / übersetzt von Till Neumann

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